woodï.project ─ Zirkuläres Hallenkonzept im Innovation Hub der BAU 2023
Besucherinnen und Besucher der BAU 2023 können im Innovation Hub ein ganzheitlich zirkulär gedachtes Hallenkonzept hautnah erleben. In der Halle B0, die eine Bühne für junge Unternehmen und universitäre Forschungsprojekte bietet, befinden sich 3.000 Setzlinge aus einer lokalen Baumschule ─ aufgestellt im vollwertig zirkulären Messebausystem woodï von meplan. Diese Setzlinge ersetzen nicht nur die übliche Pflanzendekoration, sondern werden nach der Messe für die dringend benötigte Aufforstung stark geschädigter bayerischer Wälder verwendet. Dieses innovative Konzept ist somit ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltige Messe.
Die wichtigsten Fragen zum
Konzept der Halle B0
Die kürzlich vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichte „Waldzustandserhebung 2022“ hat verdeutlicht, was bereits in vielen Teilen Deutschlands zu beobachten ist ─ unsere Wälder kämpfen ums Überleben. Insgesamt pendeln sich die Schäden im Vergleich zum Vorjahr weiterhin auf einem sehr hohen Niveau ein. Betroffen sind vor allem ältere Bäume, die schon seit über 60 Jahren existieren. Wie gut es einem Baum wirklich geht kann man am belaubten Kronenzustand erkennen. Je lichter die Krone ist, desto schlechter steht es um den Baum ─ und dies tritt nach wie vor bei allen Baumarten auf.
Ein Langzeitvergleich zeigt das auch deutlich. So hatten noch 1984 54 Prozent der Eichenbäume eine volle Krone, waren es 2022 nur noch 19 Prozent. Begünstigt durch das Züchten von Monokulturen schnell wachsender Bäume, ist das Waldsterben besonders für die lokale Artenvielfalt eine große Bedrohung. Auch der Pflegeaufwand für die Landwirte ist erheblich höher. So müssen Monokulturen aufwendig gepflügt werden und sind für Tiere aufgrund der reduzierten Vielfalt an Pflanzen kein reichhaltiger Nährstofflieferant.
Für den schlechten Zustand unserer Wälder sind verschiedene Phänomene verantwortlich. Als erstes setzen Klimaveränderungen den Bäumen zu. So hat das besonders trockene Jahr 2022 dafür gesorgt, dass die Wasserversorgung ungenügend war und die Böden die Waldbäume nicht ausreichend versorgen konnten. Auch die vereinzelt regnerischen Monate konnten das Feuchtigkeitsdefizit nicht ausgleichen, was besonders Wäldern auf höheren Ebenen mit starkem Gefälle zum Verhängnis wurde.
Begünstigt durch den Anbau von Monokulturen, richten starke Stürme ebenfalls einen hohen Schaden an. Diese Wetterveränderungen, die auch auf den Klimawandel zurückzuführen sind, haben bei Wäldern mit wenig Artenvielfalt leichtes Spiel und können so große Flächen in sehr kurzer Zeit zerstören.
Zuletzt leidet sowohl gesunder, als auch sturmgeschädigter Wald stark unter dem Befall von Borkenkäfern. Dieses Ungeziefer frisst sich in den Baum, legt seine Eier und macht nicht nur den Baum dadurch krank, sondern verhindert das weitere Verarbeiten des Holzes ─ übrig bleibt dann nur noch Brennholz. Der Borkenkäfer vermehrt sich in der Regel zwei Mal im Jahr. Das immer wärmere Klima sorgt dafür, dass dies ein drittes Mal passiert.
Das woodï Aufforstungsprojekt packt das Problem Waldsterben sprichwörtlich an der Wurzel und versteht sich nicht als klassisches CO₂ Kompensationsprojekt, sondern als langfristige Wiederbau-Maßnahme des fragilen Systems Wald mit seinem Mikrokosmos“, so die Waldexpertin Sigrid Wartner, die ebenfalls in diesem Projekt involviert ist. „Wir haben 3.000 Setzlinge, diese sind Repräsentanten des Waldes der Zukunft. Ein Mischwald aus unterschiedlichsten, verschiedenen Pflanzen.“
Die Besucherinnen und Besucher der BAU 2023 können im Innovation Hub insgesamt 3.000 Setzlinge verschiedener Baumarten bestaunen. Alle haben dasselbe Ziel: Sie werden Teil einer großflächigen Aufforstungs-aktion sein. Diese Setzlinge sind in einer lokalen Baumschule gezüchtet und sorgfältig von Experten transportiert und auf der Messe aufgestellt worden. Im Anschluss an die Messe werden die Setzlinge in eine Akklimatisierungshalle gebracht, um sicherzugehen, dass ein Großteil der Bäumchen den Prozess überlebt.
Anschließend werden die übrig gebliebenen Setzlinge zu drei ausgewählten geschädigten Waldflächen in Bayern transportiert, wo sie dann in Zusammenarbeit mit den ansässigen Landwirten und Förstern gepflanzt und gepflegt werden. Eine Besonderheit: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Messe München und meplan beteiligen sich aktiv vor Ort an der Wiedereinpflanzung der Setzlinge. So entsteht ein vollwertig zirkulärer Kreislauf.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bringt es auf den Punkt: „Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht“. Die Beschädigungen unserer Wälder ist ohne aktives Handeln des Menschen nicht zu reparieren. Ein Wald ist nicht nur die Ansammlung von verschiedenen Bäumen. Er ist auch ein Mikrokosmos, der sowohl für Fauna und Flora lebensnotwendig ist und auch für die Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielt.
Nicht zuletzt ist der Wald auch ein ökonomischer Faktor und viele Landbesitzer stehen durch den Holzverkauf in einer existenziellen Abhängigkeit. Mit der aktiven Aufforstung kann dem Wald geholfen werden, auch wenn es mit Setzen der Bäume nicht getan ist. Durch die anschließende Pflege können die Erfolgschancen der Aufforstung erhöht werden.
Die Labilität unserer Wälder ist besonders auf das Züchten von Monokulturen zurückzuführen. Eine einzige Baumsorte ist nicht in der Lage, sich gegen verschiedenen Gefahren zu stemmen und langfristig zu überleben. Sei es der Wind, der bei Nadelbäumen stets genug Angriffsfläche findet, oder der Borkenkäfer, der bestimmte Baumsorten besonders bevorzugt. Ein gesunder und starker Wald lebt von seiner Artenvielfalt und ist nur so widerstandsfähig und kann genügend Nährstoffe bieten. Aus diesem Grund ist es unumgänglich, unsere Wälder von Monokulturen zu Mischwäldern zu verwandeln.
Der Wandel zum Mischwald bietet verschiedene Vorteile: Laubbäume beispielsweise können im Sommer zusätzlichen Schatten spenden, wovon sowohl andere Bäume, als auch austrocknende Böden profitieren. In kälteren Jahreszeiten wiederum sind Laubbäume besser vor Stürmen geschützt, da sie nackt weniger Angriffsfläche bieten. Durch einen Mischwald lässt sich also ein Ausbreiten von Schadensursachen deutlich reduzieren.
In der B0/Innovation Hub findet eine ausgewogene Mischung von Baumarten in den woodï Dekoregalen Platz, die dann anschließend für die Aufforstung verwendet werden. Durchschnittlich weisen diese eine Höhe von 40-60cm auf und sind 2-4 Jahre alt. Die höchste Setztiefe liegt bei 16 cm für die nach der BAU stattfindende Aufforstungsaktion und Einpflanzung auf den geschädigten Flächen. Zu den Baumarten gehören unter anderem die Atlaszeder, eine eher kälte- und dürreresistente Baumart, sowie die Stieleiche, die als Teil der Familie der Buchgewächse, in Europa weit verbreitet ist und durch ihre Robustheit bis zu 800 Jahre alt werden kann. Die Douglasie, wird auch Douglastanne, Douglasfichte sowie Douglaskiefer genannt, kann bis zu 60 Meter hoch und 12 Meter Wuchsbreite bekommen, verfügt über ein hochwertiges Wurzelsystem, dass auch aus tieferen Lagen Wasser und Nährstoffe beziehen kann. Durch die ausgewogene Baumartenmischung soll der Wald widerstandsfähiger werden und den klimatischen Veränderungen mehr Stand halten können. Nachweislich sind die Böden mit Mischkulturen nährstoffreicher und somit für die Tierwelt ein wichtiger Futterlieferant.
Die im Innovation Hub der BAU 2023 verwendeten Baumsetzlinge vereinen mehrere Aspekte der Nachhaltigkeit. Im Vordergrund steht die Kreislaufwirtschaft, die ein zentrale Rolle im Hallenkonzept spielt. Wer zirkulär handeln möchte, muss bereits im ersten Schritt die Weichen dafür stellen. Für das Pilotprojekt in der Halle B0 bedeutet das, den Lebenszyklus der Pflanzendekoration neu zu denken. Dabei ging es nicht nur darum, die Pflanzen wieder einpflanzen zu können, sondern auch einen Mehrwert für Natur und Mensch zu schaffen. Das Ergebnis: Mit 3.000 Setzlingen tragen wir signifikant zur Aufforstung bayerischer Wälder bei. Dieses ganzheitlich zirkulär gedachte Konzept, das innovativ und nachhaltig zugleich ist, kann ein Schritt in die Zukunft grüner Messen sein.
Messen nachhaltiger zu gestalten, ist eine große Herausforderung. Viele Faktoren gilt es zu berücksichtigen – vom Transport, über Materialien bis hin zur Müllproduktion. Bereits heute schaffen wir es, in vielen Punkten nachhaltig zu agieren – der Innovation Hub der BAU 2023 ist das perfekte Beispiel dafür. Mit dem zirkulären Messebausystem woodï ─ einem Eigenprodukt von meplan ─ wird die Halle B0 großflächig mit wiederverwendbaren und nachhaltigen Materialien ausgebaut.
Dieses modulare Messebausystem, welches vorrangig Holz und Stahl als Material verwendet, bietet eine hohe Individualisierung und eignet sich perfekt für Hallenkonzepte. Da dieses System sich immer wieder auf- und abbauen lässt, wird es über mehrere Messen hinweg genutzt. Sind die Abnutzungen zu stark, können aus dem Material neue Elemente produziert werden. Alle woodï Einzelteile lagern lokal auf dem Gelände der Messe München, was die Transportwege drastisch reduziert und so weniger CO₂ produziert.
In Kombination mit dem innovativen Konzept der Pflanzendekoration, entsteht ein Prozess, der im Sinne der Kreislaufwirtschaft als Vorlage für zukünftige Messen verwendet werden kann.
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Sebastian Hoppe
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